das Stockspiel
Vermutlich verbirgt sich hinter dem Stabtanz eine fernöstliche Kampfsportkultur, aus einer Zeit in der es nötig war sich ohne Waffen zu verteidigen. Bekannt ist, dass der Spanier Magellan im 16. Jahrhundert reichlich Schwierigkeiten mit der weit entwickelten Stockkampfkultur der phillippinischen Ureinwohner hatte.
Diese Tradition der Selbstverteidigung wurde in Spanien teilweise fortgesetzt und später als zu gefährlich, für verboten erklärt. Doch um die Tradition und althergebrachte Werte zu wahren, gab es Menschen die diese Kultur in Form von ästhetischen Tänzen fortsetzten. Eine Art Verschleierung aus Gründen, wie wir sie vom Capoeira her kennen.
Heute gibt es wieder sehr viele Schulen, in denen man den Stockkampf erlernen kann. Aber neben dem hier angesprochenen Escrima und Arnis möchte ich behaupten, dass sich sehr viele Kampfsportarten darauf konzentrieren, allerlei Gegenstände zur Verteidigung nutzen zu können. Gleich bleibt das Ziel, sich die Naturgewalt, wie zum Beispiel die Fliehkraft oder die Trägheit, nicht zum Hindernis werden zu lassen. Besser noch sie auszunutzen, sie dem anderem zum Erschwernis machen.
Ein weiter Ursprung den ich hinzuziehe ist die Meditation, die eine Einheit schafft.
Anleitung Stockspiel
Die Fliehkraft überträgt sich auf meine Finger ,Hände und Arme. Wenn ich will, auf meinen ganzen Körper. Doch ich stehe starr und bilde sozusagen nur eine Aufhängung. Ziehe ich nun den Stab, kurz bevor das längere Ende seinen tiefsten Punkt in der Pendelbewegung erreicht hat, senkrecht nach oben, macht sich das in einer starken Beschleunigung des Stabes bemerkbar.
Das Ausnutzen von diesem Effekt bildet den Bewegungscharakter. Es stehen hier Balance und Perfektion in langsam schwingenden Bewegungen im Vordergrund.
Es werden alle Übungen gespiegelt für beide Hände trainiert. Die Stabtanzübungen werden zu einem Teil in Meditationen durchgeführt, damit der Körper sich entspannt und der Geist Abstand gewinnt von der im Alltag geprägten und überfluteten Wahrnehmung (sorry).
Es lassen sich komplexe Bewegungsabläufe zusammenstellen, die höchste Konzentration voraussetzen. Den Stabtanz zeichnen weiche und runde Drehungen aus, die letztlich, wenn ich den Anstoß dazu gebe, zum Teil von Naturgesetzen und zum Teil von mir selbst bestimmt werden.
Der Stabtänzer veranlasst eine Autonomie in der Bewegung des Stabes und muss auf schönste Art entscheiden, wann er in sein Geschehen eingreift. Wichtig ist zu erwähnen, dass der Tanz in dieser Form nur richtig ausgeführt werden kann.
Dem freien Tanz geht ein intuitives Gefühl für die Abhängigkeiten der Bewegungungen vorraus. Die gleichmäßige Ausbildung beider Körperhälften spielt eine vordergründige Rolle, um möglichst große Entscheidungsfreiheit zu erlangen. Der Bewegungsapparat wird in neue Muster gestürzt, die erlernte Körperhaltung und Bewegung für einen Moment ablösen.
Schon einfache Übungen lassen sich nun choreographisch verarbeiten. Hier entsteht eine Gruppe. Die Interaktionen finden im Tanz einen neutralen Platz. Die erarbeitete Darstellung und die Musik werden eins. Der Stabtanz soll an jedem Menschen seinen individuellen Charakter hervorheben. Die Selbstentfaltung wird im höchsten Maß gefördert. Ziel bleibt es dennoch, in der Gruppe als ganzes, kompetent zu agieren. Als Schlüssel dafür fungieren Kommunikationstraining und Kommunikationsregeln. Der Prozess soll als etwas Positives, ganz bewusst wahrgenommen werden.
In weiteren Schritten wird der Stab ein Medium, das, eins mit dem Tänzer, etwas darstellt. Jeder Idee sind nur körperliche Grenzen gesetzt. Wesentliche Elemente sind der freie Tanz, dierekte Darstellung einer Handlung, Synchronitätseffekte, der Show-Kampf und visuell orientierte Choreographien. Die Basisbewegungen lassen sich in sehr kurzer Zeit erlernen, kommbinierte Abläufe beginnen die Geduld auf einige Stunden hin zu beanspruchen. Jedoch lassen sich selbst einfache Übungen zu einem sehr hohen Maß perfektionieren, fertiglernen ist also auch hier nicht so einfach.
Ich persönlich empfehle den Stabtanz, weil ich für mich selbst dadurch viel gelernt habe. Das Spielen, die motorische Entwicklung, die Arbeit in der Gruppe und auch die Selbstdarstellung empfinde ich als deutliche Bereicherung. TW
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